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Continental Divide Trail - USA


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Herausforderungen

schneesturm
In Erwartung eines Schneesturms - Rocky Mountains in Colorado

Wir geben auf dieser Seite Hinweise zu besonderen Herausforderungen und möglichen Gefahren auf dem Continental Divide Trail (CDT) im Westen der USA. Eine Übersicht zu allen Seiten der Wanderung über den CDT ist oben am Beginn der Seite dargestellt.

Herausforderungen

Länge des Continental Divide Trails

4 bis 5 Monate zu Fuß bei jedem Wetter unterwegs zu sein und täglich Etappen von meist 35 Kilometern oder mehr zurückzulegen, bedeutet nicht nur eine große körperliche, sondern auch eine psychische Leistung. Man muss sich auch in schwierigen Situationen oder bei schlechtem Wetter immer wieder aufs Neue motivieren, um von Sonnenaufgang bis zum Untergang mehr oder weniger ausschließlich zu laufen.

Grundlage für einen erfolgreichen Thru-Hike des CDT sind nach unserer Erfahrung zu 1/3 körperliche Fitness und zu 1/3 die mentale Belastbarkeit, das restliche Drittel ist dann schlicht Glück zu haben mit den übrigen Rahmenbedingungen, wie Wetter, Schneelage, Waldbränden und der Gesundheit.

Klima und Wetter

Auf dem CDT ist es oft tagsüber mit 30 bis weit über 40 °C sehr, sehr heiß und es gibt zudem in den besonders heißen Gebieten wenig Schatten. Die Nächte sind wegen der großen Höhe meist eisig, die meiste Zeit gibt es Nachtfrost. Der Hiker muss aber auch mit plötzlichen Wetterstürzen, Schnee, Sturm, Hagel und Gewitter klarkommen.

Hitze und Wassermangel können rasch zu Dehydrierung führen. Es sollte unbedingt ständig mindestens einen halben Liter Wasser als letzte Reserve mitgeführt werden.

Die im Juli fast täglichen Gewitter in Colorado bzw. im Great Divide Basin in Wyoming stellen eine große Gefahr für die Wanderer dar. In den Bergen hilft nur der Abstieg unterhalb der Baumgrenze.

Längere Schlechtwetterperioden sind jedoch ausgesprochen selten, man kann sich fast immer darauf verlassen, dass einem Regentag bald wieder Sonnenschein folgt.

Schnee

Im Normalfall werdet ihr im Juni noch durch größere Schneefelder wandern. Außer um den 3440 Meter hohen Mount Taylor in New Mexico muss in Colorado zwischen Cumbres Pass und Wolf Creek Pass mit Schneefeldern gerechnet werden. Die Southern San Juans können im Frühsommer noch unpassierbar sein, so dass notfalls Alternativrouten gelaufen werden müssen (z.B. Creede Cut-Off). Aber in schneereichen Jahren läuft man auch bei dieser tiefer gelegenen Route über Schnee.

Morgens sind die Schneefelder noch vereist und das Queren von Steilhängen kann extrem gefährlich sein. Ab mittags wird das Ganze matschig und gibt auch keinen Halt oder es droht der Abgang von Schneebrettern. Es werden unbedingt Microspikes und eine Eisaxt zum Sichern in Steillagen benötigt. Anstrengend ist das Post-holing, also das andauernde Einbrechen in Tiefschnee, eventuell muss mit Schneeschuhen gelaufen werden. Auf jeden Fall muss im Schnee mit ca. 1/3 kürzeren Tagesetappen als normal gerechnet werden.

Ab ca. Mitte September wird es im Norden ungemütlich und es kann erste Wintereinbrüche geben.

Furten

Während der Schneeschmelze oder nach starken Regenfällen haben viele Flüsse gefährliches Hochwasser. Zur Not ist an diesen Stellen einfach abzuwarten. Am frühen Morgen, wenn die Sonne noch nicht viel Schnee schmelzen konnte, läßt es sich häufig leichter furten.

Man läuft bei Furten stets leicht schräg entgegen der Strömung und sollte vermeiden, direkt auf das schnell fließende Wasser zu schauen, so dass man nicht schwindelig wird.

Grundsätzlich wird aus Sicherheitsgründen nie barfuß gefurtet, sondern immer in Schuhen und mit Stöcken. Wer mit Lederstiefeln wandert, braucht Watschuhe. Trailrunner trocknen schneller als Leder, so dass separate Watschuhe nicht unbedingt nötig sind.

Waldbrände

Waldbrände sind im Sommer in den USA völlig normal. Von Jahr zu Jahr werden es aber mehr und größere Feuer. Gründe sind der Klimawandel mit zunehmend heißeren, trockeneren Sommern und die großen, durch Borkenkäfer zerstörten Waldgebiete, die gutes Futter für das Feuer bieten. Durch die auch immer milderen Winter sterben die Borkenkäferlarven nicht mehr ab und können sich in den Wäldern ungehindert verbreiten.

Man muss sich darauf einstellen, dass während der Wanderung größere Teile des Trails wegen Waldbränden gesperrt werden. Diese Sperren sind unbedingt ernst zu nehmen, auch wenn vermeintlich keine Gefahr besteht, weil kein offenes Feuer zu sehen ist oder es nicht verbrannt riecht. Waldbrände fressen sich tief in den Boden und können bei Wind urplötzlich in rasender Geschwindigkeit wieder aufflammen.

Während unserer Wanderung im Jahr 2018 gab es 150 Waldbrände entlang des CDT und 450 Kilometer des Trail waren daher nicht passierbar. Manchmal können Ausweichrouten gelaufen werden, notfalls entlang eines Highways, oder die Sperrung muss per Anhalter umgangen werden. Es gibt online-Informationen zu Trailsperren und Umgehungen. Infos geben auch die örtlichen Forest Service Stationen oder Ranger. Meist können sie aber nur Auskunft über die Lage in ihrem eigenen District geben.

Gefahren durch Wildtiere

Unterwegs begegnen uns fast täglich Wildtiere, von denen einige durchaus auch gefährlich sein können.

Klapperschlangen kommen im Westen der USA bis in eine Höhe von ca. 2500 Metern überall vor. Sie sind perfekt getarnt, warnen aber (meistens) unüberhörbar durch ihr scharfes Rasseln. Ihr tut daher gut daran, wenigstens in buschigem Gelände oder Grasland nicht mit Kopfhörern zu laufen (manche Hiker hören Musik, wenn ihnen der Trail zu langweilig wird). Ein Trost: Ungefähr 80% der gemeldeten Verletzungen durch Klapperschlangen sind aber sogenannte trockene Bisse, bei denen kein Gift injiziert wird.

Grundsätzlich gilt, dass natürlich am Camp nicht barfuß gelaufen wird und morgens vor dem Aufstehen sind die Schuhe auszuschütteln, damit man nicht versehentlich auf einen Skorpion oder eine Vogelspinne (Tarantula) tritt, die in New Mexico vorkommen.

Größere Wildtiere, wie Puma, Wölfe oder Koyoten, sind sehr scheu. Man wird sie kaum zu Gesicht bekommen, sondern höchstens nachts hören.

Bären sind ein großes Thema auf dem CDT. Schwarzbären gibt es in allen Waldregionen nördlich von Silver City bis zur kanadischen Grenze. Sie gehen aber Menschen meist aus dem Weg.

Bärensack
Bärensack zur Aufbewahrung von Lebensmitteln am Camp
Gewitter Basin
Aufziehendes Gewitter im Great Divide Baisn in Wyoming
Schnee Blue Lake
Ende Mai in den Southern San Juans im Süden Colorados
Furt Buffolo Creek
Furt durch den Buffolo Creek, Teton-Wilderness in Wyoming
Waldbrandgebiet
Waldbrandgebiet vom Vorjahr bei Mystik Lake in Montana
Schlange
Gut getarnte Schlange mitten auf dem Trail in New Mexico
Elch
Elch im Rocky Mountains Nationalpark
Frische Grizzlyspur in der Bob Marshall Wilderness / Motnana
Bison
Bison im Yellowstone Nationalpark

Grizzlys gibt es ab der Wind River Range in Wyoming bis zur kanadischen Grenze. Sie sind sehr schlau und deutlich selbstbewußter als Schwarzbären. Bei einer Begegnung mit einem Grizzly muss man sich sehr defensiv verhalten und versuchen, sich langsam rückwärts gehend zurück zu ziehen. Blickkontakt ist zu meiden und nie sollte der Hiker anfangen zu rennen. Notfalls ist schlicht zu warten, bis sich das Tier wieder verzogen hat. Unbedingt ist zu vermeiden zwischen Muttertier und Kalb zu geraten..

Grizzlys können ausgezeichnet riechen, aber ihr Hör- und Sehvermögen entspricht nur etwa dem eines Menschen. Vorbeugend solltet ihr daher beim Wandern laut sein (reden, singen, rufen), um die Tiere nicht zu überraschen.

Lebensmittel und alles, was gut riecht (z.B. Waschsachen, Sonnencreme) müssen jeden Abend in Beuteln (Bärensack) mindestens 4 Meter hoch an einem Ast aufgehangen werden. Der Baum muss mindestens 70 Meter vom Camp entfernt stehen, Kochen und Essen ist ebenfalls nur in dieser Entfernung vom Camp erlaubt. Empfehlenswert ist das Mitführen von Pfefferspray als letzte Abwehrmöglichkeit, denn auch der schnellste Hike hat keine Chance, vor einem angreifenden Bären davon zu laufen.

Ebenso gefährlich können auch Elche sein, besonders halbstarke Tiere, Bullen in der Brunftzeit oder Kühe mit Kälbern. Auch hier gilt es unbedingt ausreichend Abstand zu halten. In den USA kommen jährlich mehr Leute durch Elche ums Leben als durch Grizzlys.

Am Yellowstone NP kann man auf Bisons treffen; auch hier gilt es, Abstand zu wahren. (Nächste Seite Nächste Seite)